Einrichtung einer Notfallstation am Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium in Quickborn geübt
- Quickborn , Dietrich-Bonhoeffer-GymnasiumQuickborn - Am Sonnabend, 21. Oktober 2017, fand am Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium in Quickborn eine Übung des Katastrophenschutzes des Kreises Pinneberg statt. Mehr als 200 Einsatzkräfte und Übungsteilnehmer von ABC-Dienst, Feuerwehr, Technischer Einsatzleitung, DRK, Rettungsdienst, DLRG und THW sowie des Landes Schleswig- Holstein und des Kreises Pinneberg errichteten im Gymnasium eine sogenannte Notfallstation zur Untersuchung und Erstbehandlung von möglicherweise radioaktiv kontaminierten Personen. Ziel der Übung war eine Optimierung der Zusammenarbeit von verschiedenen Einheiten des Katastrophenschutzes. Die Übung dauerte von 10.00 Uhr bis 13.00 Uhr.
Die Anwohner wurden in den letzten Tagen durch ein Faltblatt über die Übung mit dem Namen „INES“ direkt informiert (INES = International Nuclear and Radio-logical Event Scale; Internationale Bewertungsskala für nukleare und radiologische Ereignisse; diese ist eine Festlegung für sicherheitsrelevante Ereignisse, im Speziellen Störfälle und Atomunfälle).
Aufgaben einer Notfallstation
Bei einem Unfall in einem Kernkraftwerk, aber auch auf Straße, Schiene oder Wasserweg kann es erforderlich werden, die Bevölkerung und die Einsatzkräfte hinsichtlich eventueller Strahlenbelastung zu überprüfen.
Einrichtung und Betrieb der Notfallstationen ist Aufgabe der unteren Katastro-phenschutzbehörden und somit der Kreise. Die Anzahl und die Standorte der im Bedarfsfall einzurichtenden Notfallstationen bestimmen sich nach der radiologi-schen Lage und werden durch die betroffenen unteren Katastrophenschutzbe-hörden festgelegt.
Die konkreten Aufgaben einer Notfallstation sind:
- Vorübergehende Aufnahme und Betreuung evakuierter Personen und solcher, die spontan das gefährdete Gebiet verlassen haben,
- Durchführung der Kontaminationskontrolle,
- Durchführung von Dekontaminationsmaßnahmen,
- Abschätzung der Strahlenbelastung,
- Strahlenmedizinische (ärztliche) Beurteilung,
- Weiterleitung behandlungsbedürftiger Personen in geeignete Kranken-häuser sowie Einrichtungen der ambulanten Versorgung,
- Erfassung betroffener Personen und deren Verbleib (Registrierung),
- Zuweisung und Transport zu Unterkünften in Aufnahmebereichen,
- Psychosoziale Notfallversorgung (PSNV),
- Informationen zur radiologischen Lage und zum betroffenen Gebiet,
- Betrieb eines Informationszentrums.
Die Notfallstation ist grundsätzlich als ein Angebot an die betroffene Bevölkerung zu verstehen. Das Aufsuchen dieser Einrichtung durch die Bevölkerung erfolgt auf Empfehlung der unteren Katastrophenschutzbehörde. Die Notfallstation kann auch von Personen aufgesucht werden, die keiner Strahlenexposition ausgesetzt waren und die nicht kontaminiert sind. Diesen Personen steht Ärztliche Erste Hilfe, Psychosoziale Notfallversorgung sowie das Informationszentrum zur Verfügung und es kann ihnen - falls notwendig - eine Unterkunft zugewiesen werden.
Die gesamte Notfallstation ist streng unterteilt in den „Schwarz-„ bzw. „Weißbereich“, um eine Kontamination nicht kontaminierter Bereiche zu verhindern.
Eine Notfallstation besteht aus sieben „Unterstationen“, jede mit einem klar abgegrenzten Aufgabenbereich, einer vorgegebenen Personal- und Materialbedarf.
Bei der Übung im Gymnasium wurden rund 70 Teilnehmer durch die Notfallstation „aufgenommen, untersucht und gegebenenfalls behandelt“. Die Übungsteilnehmer waren Bestandteil des fiktiven Szenarios „kerntechnischer Unfall im AKW Nord“. Die Teilnehmer bekamen einen kurzen Lebenslauf an die Hand, wann sie sich wie lange im gefährdeten Gebiet in Norddeutschland aufgehalten haben. Einige Teilnehmer waren somit auch einer fiktiven radioaktiven Belastung ausgesetzt. Daraus resultierten dann unterschiedliche Untersuchungen und Wege innerhalb der Notfallstation, dass Spektrum reichte von sofortiger Entlassung (keine Belastung) über verschiedene Stufen der Dekontamination – vom einfachen Händewaschen bis zur Dusche – bis zum Weitertransport in eine Klinik.
Nach der rund dreistündigen Übung äußerte sich der Leiter des Katastrophenschutzführungstabes, Jürgen Tober, zufrieden über den Ablauf: „Das Zusammenspiel aller Beteiligten hat sehr gut funktioniert“ so sein positives Resümee. Gleichzeitig betonte er die Notwendigkeit einer solchen Übung:
„Die Ausstattung des Katastrophenschutzes im Kreis befindet sich auf einem sehr hohen Niveau. Mit der Ausstattung alleine ist es aber nicht getan; Damit wir im Einsatzfall optimal vorbereitet sind, sind solche Übungen unerlässlich“, so Jürgen Tober abschließend.
Hintergrundinformation:
Bereits 2009 wurde ein auf 10 Jahre angelegtes Modulkonzept von der Kreis-verwaltung erarbeitet und von der Kreispolitik beschlossen. Hierdurch wurde sichergestellt, dass den Einheiten des Katastrophenschutzes, geplant und finanziell abgesichert, ausreichendes Personal und Material zur Verfügung gestellt werden konnte.