Orkantief "Kyrill": 120 Feuerwehreinsätze
Kreis Pinneberg – Mehr als 120 Feuerwehreinsätze in 33 Gemeinden des Kreises Pinneberg. Das ist die – vorläufige – Bilanz der Schäden, die Orkantief „Kyrill" ab Donnerstagnachmittag im Kreis Pinneberg angerichtet hat. Für die rund 600 Einsatzkräfte war es einer der heftigsten Einsatztage der jüngeren Vergangenheit. In Uetersen stand die Innenstadt teilweise unter Wasser, weil die Kanalisation die Wassermassen nicht bewältigen konnte
Der Sturm war in zwei Schüben gekommen. Die ersten kräftigen Böen dauerten von 15.20 Uhr etwa 90 Minuten an. Nach einer kurzzeitigen Wetterberuhigung wurde es zwischen 20 und 22 Uhr noch einmal richtig heftig. Zahlreiche Bäume knickten ab oder kippten teilweise entwurzelt um. Vereinzelt wurden Autos oder Gebäude getroffen und beschädigt. Die Böen mit Windstärke zwölf beschädigten außerdem Dächer von Häusern. Dachziegel fielen herunter; Bleche lösten sich. Über die Schwere der Schäden liegen keine Angaben vor. Gegen Mitternacht waren die meisten Einsätze beendet.
In Uetersen waren Freiwillige Feuerwehr und Technisches Hilfswerk noch länger gefordert. Dort hatte sich in der Fußgängerzone, welche die tiefste Stelle der Rosenstadt ist, das Wasser aufgestaut. Das abfließende Regenwasser aus Heidgraben kam übers Rosarium und überforderte die Regenwasserkanalisation. Gullydeckel wurden hochgedrückt. „Das Wasser drohte in die Geschäfte der Fußgängerzone zu laufen", sagte der Uetersener Wehrführer Thorsten Matthießen. „Wir haben es gerade noch rechtzeitig gestoppt." Seit 15.40 Uhr sicherten die ehrenamtlichen Helfer die Hauseingänge mit Sandsäcken. Gleichzeitig versuchten sie den einzigen Ablauf, das Regenrückhaltebecken am Stichhafen mit Pumpen zu entlasten. Weil die Feuerwehr-Kapazitäten für solche Einsätze nicht bemessen sind, rückte die Fachgruppe Wasserschaden und Pumpen des THW-Ortsverbands Elmshorn an. Sie brachte allein Pumpen mit einer Leistung von 13.000 Litern pro Minute mit. Insgesamt wurden 24.500 Liter Wasser pro Minute in die Pinnau gepumpt, um zumindest den Wasserstand nicht weiter ansteigen zu lassen. In den späten Abendstunden stellte sich dann auch eine Entlastung ein.
Der Stichhafen war wenige Meter weiter Ort eines weiteren Einsatzes. Dort hatte sich eine Schute losgerissen. Diese wurde als der Wind abflaute mit Hilfe der Wasserschutzpolizei wieder vertäut.
Tornesch, Papierfabrik: Auf einer Fläche von 150 Quadratmetern ist das Blechdach angehoben worden. Darauf stehen unter anderem zwei Lüfter. Kräfte der Feuerwehren Tornesch-Esingen und Uetersen mit Drehleiter haben das Dach so gut es ging mit Sandsäcken gesichert. Es bleibt aber bei erneuten starken Böen die Gefahr, dass Dachteile herabstürzen. Vorsichtshalber ist die Umgebung, darunter auch die Esinger Straße, abgesperrt. In Tornesch wurde außerdem ein Carport (ohne Auto) zerstört.
Bilsen: Das Dach eines Schweinestalls wurde erheblich beschädigt. Die FF Bilsen deckte die Löcher mit Planen und Dachlatten ab. Die 240 dort untergebrachten Schweine wurden nicht verletzt.
Hemdingen: Das Dach eines Bauernhofes wurde teilweise abgedeckt. Die Arbeiten wurden vom Technischen Hilfswerk Barmstedt übernommen.
Für die Nacht soll das Hochwasser nicht so hoch ausfallen wie noch am Tage vorhergesagt. In Wedel hat die Feuerwehr vorsichtshalber die Fluttore geschlossen.
Im Einsatz waren folgende Wehren: FF Appen (3 Einsätze), Bilsen (3), Bokholt-Hanredder (1), Borstel-Hohenraden (1), Egenbüttel (3), Ellerbek (4), Ellerhoop (1), Elmshorn (2), Groß Nordende (2), Halstenbek (3), Haseldorf (1), Hasloh 4), Heede (1), Heidgraben (3), Heist (2), Hemdingen (4), Holm (1), Klein Nordende (2), Klein Offenseth-Sparrieshoop (1), Kölln-Reisiek (2), Kummerfeld (5), Langeln (1), Lutzhorn (1), Moorrege (1), Pinneberg (15), Quickborn (12), Rellingen (6), Schenefeld (2), Tornesch-Ahrenlohe (2), Tornesch-Esingen (9), Uetersen (7), Wedel (4)