Mahnende Worte während der Jahreshauptversammlung des KFV Pinneberg
Kölln-Reisiek – Die Feuerwehren im Kreis Pinneberg erfreuen sich gegen den allgemeinen Trend einer nahezu stabilen Zahl aktiver Mitglieder. Während der Jahreshauptversammlung des Kreisfeuerwehrverbandes Pinneberg verwies Kreiswehrführer Bernd Affeldt auf „einen Verlust von glücklicher Weise nur sieben Aktiven". „Sicherlich ein großes Verdienst der hervorragenden Jugendarbeit, die in den Wehren geleistet wird", sagte er. 2543 Frauen und Männer stehen rund um die Uhr für die Sicherheit und die Hilfe bei Feuern und anderen Unglücken parat – freiwillig und unentgeltlich. Dieses Bewusstsein müsse gestärkt werden. „Es ist vielen Bürgern hier im Kreis Pinneberg immer noch nicht bekannt, dass wir keine Berufsfeuerwehr haben und alle Feuerwehraktiven ehrenamtlich tätig sind. Hier bedarf es noch weiterer Aufklärung", sagte Affeldt. Der Grund für diesen Appell: die Aufgaben seien zwar überwiegen gleich geblieben, die Anforderungen würden jedoch immer größer. Dazu zählte er den Katastrophenschutz genau so wie die alltäglichen Einsätze.
Das Einsatzaufkommen hat sich im Jahresvergleich kaum verändert. Bei den Gründen der 2398 Alarmierungen, vier mehr als im Vorjahr, hat es aber teilweise deutliche Verschiebungen gegeben. So ging die Zahl der Brände um 114 auf 586 zurück. Die Zahl der Fehlalarmierungen stieg hingegen auf 529 (2005: 434) an. Darunter fallen böswillige Alarme und Fehlauslösungen automatischer Brandmeldeanlagen. Die Feuerwehren haben im Jahr 2006 165 Personen aus teilweise akuter Lebensgefahr retten können; für 26 sei hingegen jede Hilfe leider zu spät gekommen. Affeldt ließ erkennen, dass mancherorts die Grenze der reinen Ehrenamtlichkeit erreicht war. „Denn die Anzahl der Einsätze, vorwiegend in den Städten, lässt uns fast an unsere Grenzen stoßen", sagte er bei seinen Dankesworten an die vielen Helfer und Ausbilder des KFV, welche diese Tätigkeit zusätzlich zu ihrem Dienst in der heimatlichen Feuerwehr übernehmen.
Bernd Affeldt dankte ausdrücklich allen Arbeitgebern, welche Feuerwehrleute während der regulären Arbeitszeiten für die Einsätze, aber auf für die nötige Aus- und Fortbildung freistellten. Als sichtbares Zeichen hatte der KFV Pinneberg im vergangenen Jahr vier Unternehmen das Förderschild „Partner der Feuerwehr" verliehen: Döllinghareico (Elmshorn), Raiffeisenbak Seestermühe, Baumschule H. Meyer (Rellingen) und der Sparkasse Südholstein.
Die personelle Situation der Feuerwehren zog sich wie ein roter Faden durch zahlreiche Grußworte. Ministerialrat Hans Schönherr vom schleswig-holsteinischen Innenministerium mahnte neue Wege bei der Mitgliederwerbung an. So sei Pflege der vorhandenen Mitglieder genau so wichtig wie die Pflege der Partner der Kameraden. Ein spezielles Augenmerk sollten Wehrführer auch auf die Jugendlichen in den Jugendwehren legen. Schönherr regte eine „Öffnung der Feuerwehr nach Außen" an. Dazu zählte er Frauen als Feuerwehrleute – in den Wehren des KFV Pinneberg schon seit Jahren eine Selbstverständlichkeit -, aber auch Migranten. Der im vergangenen Jahr neu gewählte Vorsitzende des Landesfeuerwehrverbandes Schleswig-Holstein, Detlef Radtke, beglückwünschte bei seinem Antrittsbesuch die Wehren des Kreises: „Ihr seid auf dem richtigen Weg."
Immer wieder diskutiert ist auch das Thema Feuerschutzsteuer, aus der das Land die Kommunen bei der Beschaffung von Fahrzeugen und Gerät unterstützt. „Der Verteilerschlüssel für die Zuweisung ist nach wie vor für uns im Kreis Pinneberg ein großes Ärgernis", sagte Bernd Affeldt. Der Schlüssel legt in erster Linie die Grundfläche eines Landkreises als Berechnungsgrundlage zu Grunde. Deshalb erhält der kleinste Flächenkreis Schleswig-Holsteins im Vergleich zu anderen Kreises wenig Geld – obwohl aufgrund der vielfach städtischen Struktur die Einsatzzahlen mit die höchsten des Landes sind. „Es ist das immer gleiche Lied", stimmte Landrat Dr. Wolfgang Grimme Affeldt zu. 305.000 Euro stünden dieses Jahr zur Verfügung, 80.000 Euro weniger als im Vorjahr. Landesweit wurden die Mittel von 6,5 auf 5 Millionen Euro gekürzt, berichtete Hans Schönherr.
Es gab aber auch die schönen Seiten dieser Jahreshauptversammlung. Die betraf vor allem zwei Männer, die von ihren Ehrungen im Vorfeld nichts geahnt hatten. Hatte der Elmshorner Wehrführer Stefan Mohr als Beisitzer im KFV-Vorstand den Termin am Sonnabend schon lange im Kalender stehen, so war der Borstel-Hohenradener Bürgermeister Ulrich Dehn „unter Vorspielung falscher Tatsachen" nach Kölln-Reisiek gelockt worden. Dehn hatte geglaubt, er sollte „nur" einer hohen Ehrung eines Kameraden „seiner" Wehr beiwohnen, doch dann heftete Landesbrandmeister Detlef Radtke dem verdutzten Gemeindeoberhaupt die Deutsche Feuerwehr-Ehrenmedaille ans Jackett. Dies ist die höchste Auszeichnung, welche die Feuerwehr an Zivilisten vergibt. Dehn habe, so sagte Affeldt in der Laudatio auf den Bürgermeister seiner Heimatgemeinde, habe in seinen bisher 15 Amtsjahren immer reges Interesse an den Aktivitäten seiner Freiwilligen Feuerwehr gezeigt. „Außerordentlich und beispielhaft setzte er sich für den Neubau eine Feuerwehrgerätehauses ein", so Affeldt.
Stefan Mohr erhielt das Schleswig-Holsteinische Feuerwehr-Ehrenkreuz in Gold. Der vor wenigen Wochen erstmals wieder gewählte Elmshorner Wehrführer hatte in den vergangenen sechs Jahren an der Krückau eine Jugendfeuerwehr ins Leben gerufen, den Bau der zweiten Feuerwehrwache vorangetrieben sowie mit der Stadt ein Konzept der Neu- und Ersatzbeschaffung von Fahrzeugen ausgearbeitet. Außerdem wirkt er in der Führung der Technischen Einsatzleitung des Kreises mit.
Weitere Ehrungen
Bronzene Florian-Medaille für zehn Jahre dauernde Tätigkeit im KFV Pinneberg zusätzlich zum normalen Dienst in der Heimatfeuerwehr: Dieter Ellerbrock (FF Klein Offenseth-Sparrieshoop), Frank Girnus (FF Uetersen), Sven Heitmann (FF Moorrege), Andrea Kurschus (FF Pinneberg), Heiko Pehrs (FF Klein Nordende), Franzjosef Schröder (FF Quickborn), Rolf Valentin (FF Elmshorn)
Silberne Florian-Medaille (15 Jahre): Rüdiger Jurkat (FF Tornesch-Esingen), Michael Koch (FF Pinneberg)
Goldene Florian-Medaille (20 Jahre): Jonn-Heinz Bernhardt (FF Hetlingen), Michael Marciniak (FF Pinneberg)
Ehrennadel des KFV Pinneberg: Uwe Herzberg (FF Pinneberg, 35 Jahre Kreisausbilder)
Beförderungen
Zum Oberlöschmeister: Frank Böttcher (FF Ellerbek), Daniel Nagel (FF Quickborn), Andreas Rottgardt (FF Schenefeld), Ralph Schmidt (FF Kölln-Reisiek), Günther Torkarski (FF Haseldorf), Harald Westphal (FF Heist)
Zum Hauptlöschmeister: Frank Grothkass (FF Kölln-Reisiek), Kai Körner (FF Wedel), Dirk Koopmann (FF Haselau), Hermann Kruse (FF Kölln-Reisiek), Ralf Lange (Betriebsfeuerwehr Nordmark AG), Werner Schröder (FF Tornesch-Ahrenlohe)
Zum Brandmeister: Jörg Rose (FF Haseldorf)
Zum Oberbrandmeister: Dirk Hell (FF Klein Offenseth-Sparrieshoop), Harald Kopper (FF Hemdingen), Jürgen Langeloh (FF Ellerbek), Karsten Schütt (FF Uetersen)
Zum Hauptbrandmeister: Heiko Ederleh (FF Helgoland), Thorsten Matthießen (FF Uetersen), Gerd Schlüter (FF Klein Offenseth-Sparrieshoop)
Bernd Affeldt ernannte Christian Hinsch von der FF Haselau zum neuen Kreis-Sicherheitsbeauftragten. Er löst Jonn-Heinz Bernhardt aus Hetlingen ab, der nach zehn Jahren dieses Amt aus beruflichen Gründen zur Verfügung gestellt hatte.